Vor einigen Wochen konnte ich diese Drehbank in die Sammlung aufnehmen. Der letzte Standort war im Schopf in Hammereisenbach. Der letzte Besitzer hatte sie aus einem Haus in Lenzkirch "in de Schliecht". Eigentlich bedarf dieses Stück so erst mal keiner Restaurierung. Der Rost, Staub und die Spinnweben zeugen von dem was die Drehbank heute noch ist: ein Staubfänger. Technologisch überholt, nicht mehr zu gebrauchen aber zu schade zum Wegwerfen. Auf der Vorderseite links sind zwei Gewindelöcher. Hier war vermutlich mal ein Typenschild angebracht. Der Verlust des Firmenschildchens bedeute für mich erst mal, dass ich die Drehbank wohl nicht mehr einem Hersteller zuordnen kann. Bei weiteren Untersuchungen habe ich aber doch noch die Signatur des Herstellers finden können:
C. HILSER N. 7
FURTWANGEN 1873
Die Rostschicht und sonstige Auflagerungen haben die Signatur fast schon unsichtbar werden lassen. Nach einigen Wochen mit hin und her überlegen, habe ich mich entschlossen eine weitgehende Restaurierung durchzuführen. Letztlich entscheidend für mich war das präsentieren so einer beispielhaften Restaurierung hier auf der Webseite. Durch die Reduktion der Auflagerungen werden die Oberflächenspuren wie z.B. Benutzungsspuren, Herstellungsspuren und die Signatur, wieder sichtbar und mit dem Konservierungsmittels wird die weitere Oxidation so stark verlangsamt, dass die Drehbank für die nächsten Jahrzehnte gut geschützt sein sollte.
Ich bin und bleibe ein Verfechter der mechanischen Reduktion von Rostauflagerungen auf Eisenwerkstoffen. Elektrolytische Reduktion, Strahlen (mit Glasperlen, Trockeneis oder Wahlnussschalen), und Laserbehandlungen sind tollte andere Methoden die es zu kennen gilt. Letztlich ist auch nicht das ausgewählte Verfahren entscheidend, sondern der, der es anwendet. In stundenlanger Arbeit sind die Auflagerungen mit dem Skalpell stark reduziert und die Oberfläche verdichtet worden.
Die Konservierung erfolgt mit einer selbst zusammengebrauten mikrokristalliner Wachsmischung. Zum Aufbringen löse ich das Wachsgemisch in Benzin auf und streiche das Objekt damit ein. Mit Infrarotlampen und dem Heißluftföhn wir dann das Objekt so weit erwärmt bis das Wachs schmilzt. Nach der Konservierung sollten die Oberflächen nicht speckig aussehen und die Oberfläche sich nicht klebrig anfühlen.
Mit dem Resultat bin ich sehr zufrieden. Die Oberflächenspuren sind wieder gut zu erkennen und die Signatur gut lesbar. Die unterschiedlichen Eisen und Stahlsorten lassen sich gut am Korrosionsverhalten unterscheiden. Die Oberfläche fühlt sich nun glatt an und nicht mehr rau. Die Patina hat sich zwar verändert aber noch immer gibt sie der alten Drehbank aus Furtwangen ein Zeugnis ihren alters. Wie es der Zufall will, habe ich in der gleichen Woche als ich diese Drehbank erstand, eine zweite, noch ältere, aus Furtwangen in die Sammlung aufgenommen. Sie soll dann, wenn ich wieder Zeit habe, hier als Beispielrestaurierung vorgestellt werden, bei der nur konservierende Maßnahmen zum Einsatz kommen.
Mit den gegenüberstellen der Fotos von vor und nach der Bearbeitung kann jeder selber sich ein Urteil bilden über die durchgeführten Maßnahmen. Die Wichtigkeit einer ausführlichen Fotodokumentation des Vorzustandes und auch des Arbeitsprozesses kann man dabei nicht hochgenug ansetzen. Allerdings will man auch mal fertig werden und so sind bei "gewöhnlichen" Stücken die Dokumentationen nicht so umfangreich wie z.B. dieser Drehbank.
Hintergrundinformationen zur Drehbank gibts auf der Seite: