Auf dieser Seite werde ich auf die Einrichtungsgegenstände der Schwarzwälder Uhrmacherwerkstatt eingehen. Einzelne Exponate in Verbindung mit historischen Darstellung sollen helfen, sich eine Vorstellung von den hausgewerblichen Arbeitsstätten zu machen. In vielen Museen im Schwarzwald, sind soche Uhrmacherwerkstätten mit origiginalen Ausstattungsstücken nachgebildet.
Eine Rechnung über die Reparatur einer Schwarzwälder-Uhr aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist mir bis jetzt noch nicht zugeflogen. Bis es soweit ist, soll die Rechnung des Uhrmachers J. Th. Becker aus Kreuznach an den Papierfabrikanten Wehrfritz in Sobernheim schon mal die Zeit überbrücken:
1823 Juni [...] 27. Notta. für Herr Wehrfritz in Sobernheim über folgenden Tathen Uhren Reparatur wie folgt:
Die Goldene Uhr ist durchaus [verbudst] und Ausgeputzt worden 1,48
Dit die Groß Silber zwey Zapffen Polirt die Löcher verbüchst und ausgepu. 1,12
so auch die gemahlte ausgeputzt 0,40
ein Pare zeiger [aufgemachl] nebst Canon zum aufziegen 0,17
über die Standt Uhr Jn der selben sind 2 Triebe
versetzt geworden mit einen[r] [kleinen] Aufletung und 3. Löcher verbiehrt worden 2,00
Summa S 5.57
Kreuznach den 27ten Juni 1823
Zu dank Empfangen
J. Th[a] Becker
Der Spindelbohrer ist das Werkzeug des Schwarzwälder Uhrmachers mit dem er die Löcher für die Spindeln in den Spindelschlitten bohrt. Der Spindelschlitten ist das Trieb auf der Zahnradwelle. Neben dem Spindelschlitten befindet sich noch ein Zahnrad auf der Welle. Je nachdem ob die Spindeln in Holz oder Messing gelagert sind spricht der Schwarzwälder Uhrmacher von in Holz- oder in Messing gespindelt. Dieser Spindelbohrer kann auf einer Drehbank befestigt werden. Dazu dient der abstehende Winkel. In den Spindelbohrer habe ich ein Zahnrad eingesetzt, bei dem ich die Spindeln herausgenommen habe, um dessen Position zu zeigen. Der eigentliche Bohrer befindet sich in dem Holzschaft der vor dem Maschinchen liegt. Er ist fest eingerostet und kann nicht mehr heraus genommen werden ohne die Holzhülle zu zerstören, drum bleibt er drin. Weiter fehlt die Teilscheibe die auf die Zahnradwelle gesteckt wird und die Positionen für die Spindeln auf dem Umfang des Spindelschlittens vorgibt.
Die Uhrmacherwerkstatt ist ein Schaufensterautomat der Firma Gordian Hettich Sohn aus Furtwangen im Schwarzwald. Im "Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst" wird die Werkstatt zum ersten mal 1913 beworben. Mit ihm konnten die Schaufenster der Uhrenläden ausgeschmückt werden. In einem Schwarzwaldhaus befindet sich die nach vorne offene Uhrmacherwerkstatt in der vier Uhrmacher werkeln, während vor dem Haus ein Uhrenträger mit den Uhren ins Land zieht um sie zu verkaufen. Im einzelnen verrichten sie verschiedene Arbeitsschritte um ein Schwarzwälder Holzuhrwerk herzustellen. Ab der Mitte des 19. Jh. wurden Schaufensterautomaten von den unterschiedlichsten Schwarzwälder Uhrmacherfirmen vermehrt produziert. Die Automaten wurden in einer großen Bandbreite mit unterschiedlichsten Figuren ausgestattet: Knödelesser, Scherenschleifer, Trinker und Näherinnen um nur mal einige zu nennen. Die Uhrmacherwerkstatt wird bereits mit einem Elektromotor betrieben, konnte aber aber auch mit einem Heissluftmotor bei Gordian Hettich bestellt werden. Dadurch war es möglich das Schaufensterstück den ganzen Tag laufen zu lassen.
Eiserne Drehbank mit zusammengesetztem Gestell.
Provinienz: aus einem Haus in de Schliecht in Lenzkirch
Maße:
Länge der Wangen: 53,5cm
Spitzenhöhe: 7,3cm
Gewicht: 12kg
Signatur:
C. Hiser N7
Furtwangen 1873
Noch konnte ich den Werkzeugmacher C. Hilser aus Furtwangen nicht ausfindig machen.
Zu der Drehbank gibt es auf der Homepage einen ausführlichen Restaurierungsbericht:
Einfach in der Formansprache, funktional und langlebig, so sind die Ausstattungstücke der Schwarzwälder Uhrmacherwerkstatt gestaltet. Der dreifüßlige Drehschemel stand wohl mal zu nahe am Ofen und wurde von einer Seite etwas angekokelt.
Provenienz: Lenzkirch um 1850