Zu den bekanntesten Uhrenfirmen im Schwarzwald zählt die Uhrenfabrik M. Winterhalder & Hofmeier. Sie ist benannt nach den zwei Uhrmachern Mathä Winterhalder aus Friedenweiler und Johann Hofmeier aus Schwärzenbach. Das Gründungsjahr ist nach bis jetzt bekannter Quellenlage 1864. (Quelle 4, S. 511) Mathä Winterhalder starb bereits 1863. In der Sekundärliteratur wird als Gründungsjahr oft um 1850 angegeben:
Nach der mir zur Verfügung stehenden Quellenlage ist die Annahme der Gründung der Firma M. Winterhalder & Hofmeier in den 1850ger Jahren nicht nachvollziehbar.
In der Bildergalerie einzusehen ist ein frühes Ein-Tag Uhrwerk von Winterhalder und Hofmeier mit Stundenschlag auf Glocke, Holzgestell und feststehenden Federhäusern. Entstanden in der Zeit um 1870. Bis jetzt kenne ich diese Werkvariante von Winterhalder & Hofmeier nur aus Wanduhren wie den Drop Dial Clocks aber es spricht nichts dagegen, dass das Uhrwerk auch mit kürzerem Pendel in Tischuhren verbaut wurde.
Maße Gestell:
Höhe: 14,6 cm
Breite: 12,0 cm
Tiefe: 9,5 cm (ohne Rückwand)
Die Briefhülle ist eine dieser kleinen netten Dinge die helfen das Gesamtbild der frühen Jahre von Winterhalder und Hofmeier zu verstehen. Was kann uns die leere Briefhülle sagen: Absender ist M. Winterhalter (hier mit t geschrieben) in Friedenweiler. Abgeschickt ist er am 2. Juni 1868 und zwar über die Postablage in Rudenberg (nebengesetzter Zahnradstempel Nr. 6) und nicht über die Postablage Friedenweiler. Entwertet wurde die Briefmarke am gleichen Tag in Neustadt. Angekommen ist der Brief am 03. Juni in Furtwangen. Empfänger ist: Herr Jos. Duffner Söhne Handlung in Furtwangen. Die Briefhülle hat auf der Innenseite ein Firmenstempel: M. Winterhalder & Hofmeier in Freidenweiler & Schwärzenbach.
Winterhalder und Hofmeier haben sich seit ihrer Gründung wie wohl kaum eine andere Uhrenfabrik aus dem Schwarzwald auf den englischen Markt spezialisiert. Dial Clocks, Drop Dials, Alarm Clocks usw. sind den englischen Uhren nachempfunden um nicht zu sagen kopiert worden. Die hier vorgestellte Kastenuhr findet kein Vorbild auf den Kanalinseln. Sie entspricht dem typischen Geschmack von Kontinentaleuropa wie Bayern, Österreich, Schweiz, Preußen usw.. Obwohl sich Winterhalder und Hofmeier im Laufe der Zeit andere Märkte, auch außerhalb Europas, erschlossen haben, blieb der Englische der Wichtigste.
Maße
Höhe: 36 cm
Breite: 21,5 cm
Tiefe: 12 cm
technische Details:
Massivanker, feststehende Federhäuser, Wecker, Gangdauer 1 Tag, Laternentriebe
Bemerkung: Pendelfeder abgerissen, Stellungstrieb am Schlagwerk fehlt
Die eingeschlagene Zahl 34667 lässt schon vermuten, dass Winterhalder & Hofmeier diese Uhrwerke in großer Stückzahl anfertigte. Es ist das speziell für die Britische Inseln ausgelegte Werk das in seinem Aufbau und der Gestalltung manchem Englischen Uhrwerk aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sehr ähnlich sieht. Verbaut ist es oft in den Dial Clocks mit ihrem runden Holzrahmen und verglastem Zifferblatt. Auf dem Uhrwerk hat sich im Laufe der Zeit eine gleichmäßige, schokobraune Patina gebildet. Die unterschiedliche Korrosionsfarben können von den leicht veränderten Legierungsbestandteilen oder im Herstellungsverfahren ihre Ursache haben.
Laufdauer 8 Tage
Größe der Platinen: 144,2mm x 104,6mm
Durchmesser: 46 cm
Wie nahe sich die Schwarzwälder Uhrmacher, hier nun speziell die Firma Winterhalder und Hofmeier herausgegriffen, an die englischen Konstruktionen für Federzugsuhrwerke hielten, soll dieses Uhrwerk veranschaulichen. Das Besondere an diesem Werk ist sicherlich die Signatur die uns die Herkunft und die Entstehungszeit verrät: Uhrmacher Willliam A. Sainsbury, London Windsor Street, Essex Road, 18. Dezember 1894. (Quelle 8, S. 681). Die Kette ist ergänzt und gehört nicht zu diesem Uhrwerk.
Die einfache Cottage Clock ohne Wecker oder Schlagwerk soll das Spektrum der hier vorgestellten Uhren von Winterhalder & Hofmeier ergänzen. Auf der Rückwand ist vermerkt, dass die Firma Mayer, Mader & Co. in London am Bloomsbury sQuare diese Uhr im November 1878 verkaufte. Das Holzgehäuse ist geschwärzt, man sagt auch gerne: ebonisiert dazu, und auf Hochglanz poliert. Das polygone Zifferblatt wird von einer aus Zinn eingelegten Pflanzenranke unterstrichen.
Für die frühe Produktion spricht bei dieser Uhr das noch verbaute Lackschildzifferblatt und das Uhrwerk mit Holzplatinen. Die Entstehungszeit dürfte um 1870 liegen. Das Uhrwerk zeigt eine konstruktive Abweichung vom üblichen. Anstatt eines Hebnägelrad wurde auf das Zwischenrad ein Hebstern aufgepresst. Das Werk ist bezeichnet mit Nr. 9. Bei diesem Werktyp ist kein Ausgleichsmechanismus wie die Stellung oder eine Schnecke eingebaut um die unterschiedliche Federkraft beim Ablaufen des Uhrwerkes zu begrenzen (Stellung) oder auszugleichen (Schnecke). Der Stundenschlag erfolgt auf eine Bronzeglocke. Direkt nach den Fotos zu dieser Uhr wird das gleiche Uhrwerk von Winterhalder & Hofmeier mit Schlag auf Tonferder zum Vergleich vorgestellt.
Händlersignatur: M. Z. Birhley & Co.
Maße:
Höhe: 740mm
Breite: 430mm
Tiefe: 160mm
Für den technisch interessierten will ich an dieser Stelle nach dem Holzplatinenwerk mit Schlag auf Glocke auch die Variante mit Schlag auf Tonfeder vorstellen. Die Uhr selber ist vom Uhrenhändler Camerer, Kuss & Co. 522, Oxford St. London 1876 verkauft worden. Eine Signatur von Winterhalter und Hofmeier findet sich nicht, weder am Uhrengehäuse noch am Uhrwerk. Bei Zuschreibungen bin ich immer mehr als vorsichtig. Durch die fotographische Dokumentation beider Werke kann jeder selber entscheiden. Ich will nicht ausschließen, dass in Langenordnach oder Schwärzenbach noch ein Uhrmacher ansässig war der gleiche Uhrwerke gebaut hat. Durch die Datierung 1876 fallen aber schon mal die Vorläufer der Firma: Mathä Winterhalder und Josef Hofmeier aus. Beide Uhren wurden für den Englischen Markt gefertigt. Die Uhr selber wird auf der Seite zu Camerer, Kuss & Co. vorgestellt. Das Räderwerk des Gehwerkes der beiden Uhren muss sich bei allen Gemeinsamkeiten unterscheiden, da die Drop Dial Clock mit Schlag auf Glock in ihrem deutlich größerem Gehäuse ein fast doppelt so langes Pendel hat. Die Zähne der Räder sind noch nicht ausgezählt.
Uhrwerk mit Schlag auf Tonfeder Maße:
Breite: 136mm
Höhe: 185mm
Tiefe: 94mm
Länge der Pendelfeder: 117mm
Gesammtlänge des Pendels: 160mm
Uhrwerk mit Schlag auf Glocke Maße:
Breite: 135mm
Höhe: 182mm
Tiefe: 95mm
Länge der Pendelfeder: 118mm
Gesammtlänge des Pendels: 300mm
"Hans Winterhalder schied mit dem väterlichen Betrieb Johannes Winterhalder zum 01.06.1919 als Teilhaber aus dem Firmenverbund Winterhalder & Hofmeier aus. Er nannte den Betrieb zuerst "Hausuhrenfabrik Winterhalder KG" ..." (Quelle 7, S 606) "Am 11. April 1925 gründete Hans Winterhalder die Uhrenfabrik HAWINA, Hans Winterhalder AG, und schied aus der Gesamtfirma Winterhalder & Hofmeier aus." (Quelle 6, S. 231). 1929 wurde die Firma an Junghans verkauft. Das hier vorgestellte Standuhrwerk, mit Viertelschlag und massivem Anker, besticht durch seinen enormen Materialeinsatz. Dieses Werk, hier in der Ausführung mit Schlag auf Tonstäbe, gab es auch mit Schlag auf Röhrengong. Der ehemalige Besitzer J. Pfaff hat auf der Vorderseite seinen Namen eingraviert.
Maße:
Breite: 23cm
Höhe: 17cm (Platine)
Tiefe: 22cm
Gewicht: 4kg +Xkg
Die Jahre nach dem ersten Weltkrieg waren für viele Uhrenfirmen vom langsamen Niedergang geprägt. Dazu zählte auch die Hausuhrenfabrik Winterhalder K. G.. Auf dem Foto sind zwei Notgeldscheine aus der Hyperinflationszeit 9. November und 13. November 1923 der Hausuhrenfabrik Winterhalter zu sehen.
Die Schwarzwälder Uhrmacher orientierten sich bei der Gestalltung der Uhren an den Vorlieben der jeweiligen Handelsplätzen. An dieser Stelle sei ergänzend diese Englische Drop Dial Clock vorgestellt. Sie ist die Hochzeitsuhr von Joseph Winterhalder und Berta Bernhart.
"Fürderer [...] erzählte: Oberle, Johann W's Reisender, sei nach Manchester gegangen und hätte von dort ein Muster von den englischen Uhren mitgebracht. Von da ab sei der Aufschwung der Firma Winterhalder & Hofmeyer gekommen." (Quelle 5, S.221)
Emil Fürderer (1860-1941) war Buchalter bei Winterhalder&Hofmeier und Uhrenhändler Adolf Oberle (1846-1927) war Geschäftsreisende der ersten Winterhalderfabrik in England und Irland.
Diese Uhr hat sich in Hammereisenbach erhalten und ist ein Beleg für den Bericht Emil Fürderers, dass im 19. Jahrhundert englische Uhren in den Schwarzwald gebracht wurden.
Ein unsigniertes Holzplatinenwerk in einer Cottage Clock, immer rechts auf den Fotos, lässt beim Vergleich mit einem signierten Messingwerk von Winterhalder & Hofmeier, immer links auf den Fotos, die Vermutung reifen, dass das verbaute Holzplatinenwerk ebenfalls von Winterhalder & Hofmeier stammen könnte. Die Maße und Zähnezahlen müssen noch verglichen werden. Vielleicht findet sich auch ein signiertes Holzplatinenwerk das die Vermutung stützt oder wiederlegt. Die Cottage Clock in der rechten Spalte wird unter den Uhrenhändlern "Camerer & Kuss" näher beschrieben. Sie hat ein Verkaufsvermerk von 1877 auf der Rückwandinnenseite. Die Uhr mit den Messingplatinen dürfte um 1870 bis 1900 entstanden sein.
Das gleiche Uhrwerk von Winterhalder und Hofmeier gibt es auch mit einer Sigaturvariante. Dabei ist zusätzlich zu den Kürzeln W.&H. Sch. statt dem großen K ein großes H eingeschlagen. Wofür die beiden Buchstaben K und H stehen ist noch offen.
In dieser kleinen Tischuhr verbaute die Uhrenfabrik Winterhalter und Hofmeier ihr kleines 8-Tage gehendes Uhrwerk. Das Gehäuse ist aus Eichenholz das später mit einer rötlichen Lasur überzogen wurde. In den mir zur Verfügung stehenden Katalogen konnte ich sie nicht finden und datiere die Uhr daher vorsichtig um 1900.
Maße:
Höhe: 26,5cm
Breite: 17,5cm
Tiefe: 12 cm
Das Uhrwerk
8-Tage Gehwerk, Anker über 6 1/2 Zähne,
Viele Bestandteile sind mit der Schlagzahl "6" markiert. Die Pendelfeder ist ausgetauscht und nicht vollständig.
Maße:
Höhe: 86mm
Breite: 71mm
Tiefe: 38,1mm
Auf der Homepage habe ich eine eigene Seite zu Mathä Winterhalder aus Friedenweiler eingerichtet. Mathä Winterhalder war der Vater der vier Söhne die mit der Werkstatt des Johann Hofmeier die Uhrenfirma M. Winterhalder und Hofmeier in Friedenweiler und Schwärzenbach gründeten. Mit einem Klick auf das Foto, gelangen Sie direkt zur Seite von Mathä Winterhalder.
Quellen: